Sonntag, 30. September 2007

Der Egoismus versucht die Welt zu retten

Adam Smith war ein Menschen, der versuchte im wahrstem Sinne des Wortes aus dem egoistischem Verhalten der Menschen Kapital zu schlagen. Sein Ansatz war grob gesagt, folgender: Wenn alle Unternehmen sich egoistisch verhalten, dann hat das eine gute Auswirkung auf die Wirtschaft. Jeder versucht das Beste für sich herauszuschlagen, und damit wird die Wirtschaft angekurbelt. Daraus folgt, dass es den Menschen finanziell gesehen besser ergehen wird.- Lässt sich dieser Ansatz auch auf das gesellschaftliche Leben übertragen? Dass man also durch selbstsüchtiges Handeln, anderen Menschen hilft? Was dem Leser nicht deutlich wird ist, dass dies ein rhetorische Frage sein soll. Denn dieser Ansatz herrscht schon lange! Jeder Mensch handelt, ob er Gutes oder Böses damit erwirken möchte, egoistisch! Um diese Behauptung zu begründen, muss man sich zuerst die Frage stellen, was ein Mensch durch sein Handeln bezwecken möchte. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow entwickelte die nach ihm benannte Bedürfnis Pyramide. Jeder Mensch hat Bedürfnisse, die er stillen muss:

  1. Stufe: Stillung der Grunbedürfnisse wie Sauerstoff, Essen, Trinken usw.
  2. Stufe: Verlangen nach Sicherheit , Stabilität und Ordnung (z.B. im Staat oder Familie)
  3. Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe
  4. Suche nach Anerkennung und Respekt
  5. Selbstverwirklichung. Streben sich zu verbessern.

Der Mensch möchte also durch sein Handeln seine Bedürfnisse befriedigen. Die Pyramide zeigt, dass der Mensch bei seinen Bedürfnisse immer Ich- zentriert ist. Erst in der letzten Stufe, in der es um die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit geht, kommt die Überlegung zum Vorschein, selbstlos zu handeln. Doch auf dieses Bedürfnis komme ich später zurück.

Doch um einen Teil meiner oben aufgestellten These zu begründen, beschäftigen wir uns mit dem ersten Bedürfnis: Der Mensch versucht als allererstes zu überleben. Er braucht Nahrung, Wasser, Sauerstoff und Schlaf(hier ließen sich noch weitere physische Grunbedürfnisse auflisten). Nach dem Menschenbild von Thomas Hobbes ist das primere Ziel des Menschen, seine Selbsterhaltung zu sichern. An dem Rudelverhalten der Tiere sieht man aber, dass nicht wie bei Hobbes der Mensch im „ständigem Krieg aller gegen aller“ sein kann. Denn viele Tiere, beispielsweise die Löwen, können nur durch die Hilfe der anderen Rudeltiere überleben. Ein Tier hilft dem anderem bei der Jagt, um so selber Hilfe zu bekommen. Bei den Menschen wird es nicht anders sein. Sie werden aus dem Trieb der eigenen Bedürfnissstillung dazu gezwungen altruistisch zu handeln. Die Forschung nennt dieses Verhalten: Reziproker Altruismus. Der Mensch handelt selbstlos, um selber Nutznießer zu werden. Ein letztes Beispiel sei der Radsport: In einer Ausreißergruppe kämpft jeder um den ersten Platz. Aber um seine eigenen Interessen durchsetzten zu können(also am Ende als erstes über die Ziellinie zu fahren), müssen sie zusammenarbeiten, da sonst das Hauptfeld sie einholen könnte. Man benutzt die anderen Fahrer als Mittel, um seinen Zweck durchzusetzen.

Es zeigt also: selbstloses und "soziales" Handeln kann auf einem Überlebenswillen basieren.

Um meine These vollständig zu klären, müssen wir uns um die Frage kümmern, was mit Menschen wie Mutter Theresa war. Sind sie Selbstlos? oder egoistisch? Warum gehen Menschen in entfremdete Gebiete, um Hilfsbedürftigen zu helfen? Warum opfern Menschen ihre Zeit für Arme? Die erste Antwort wäre sicherlich: aus Mitleid. Sie haben verstanden, dass ihr Leben nicht nur dafür da ist, sich um sich selbst zu kümmern; sondern ihre Kraft dafür einzusetzen, anderen ihr Leben zu verbessern. Doch wie würden sich diese „Philantropen“ fühlen, wenn ihnen die Möglichkeit zu helfen verwehrt sein würde. Sie würden vielleicht eine inner Leere verspüren, wären traurig oder hätten sogar Schuldgefühle. Wenn man zum Beispiel einer alten Frau im Bus nicht den Sitzplatz anbietet, und später sein Unrecht bemerkt, dann bekommt man Schuldgefühle. Aus Angst vor diesen Gefühlen handelt man sozial. Kurz gesagt: Durch das Bedürfnis sozial sein zu wollen und vor der Angst der Schuldgefühle, handeln Menschen altruistisch (spätestens hier erkennt man Überschneidungen zu A. Smith Theorie). Der Drang, Menschen helfen zu wollen, kommt letzen Endes aus der Befriedigung seiner Bedürfnisse. Nüchtern gesehen muss man also sagen, dass Altruisten nur sozial handeln, weil sie es aus sich heraus müssen.

Dies klingt sehr negativ, was es aber nicht sein muss. Denn es soll nicht die einzelne soziale Tat, und das selbstlose Handeln im Mittelpunkt der Anerkennung stehen, sondern der Charakter des Menschen, der letztlich für das negativ oder positiv egoistische Handeln steht. Einen selbstlosen Menschen, der für das Wohlergehen anderer viele Opfer auf sich nimmt, handelt zwar im ersten Sinne egoistisch. Doch wenn man sich das gesamt Gebilde des Menschen anschaut, wie sein Charakter und sein Herz gestrickt ist (hier gehe ich von einem westlich-christlich geprägtem Menschenbild aus) und nach welcher Moral- und Wertevorstellung er denkt, wird man ihm nicht gerecht, vollständigen Egoismus zu unterstellen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Interessanter Artikel D.A., vor allem wenn man bedenkt, dass du in vorherigen Artikeln teilweise den Eindruck erwecktest, fundamentaler Christ zu sein, was ja nach allgemeiner Auffassung dem Egoismus widerspricht.
Andererseits... Sollte es Jesus wirklich gegeben habe, wäre es möglich, dass er diese Theorie des Egoismus auch schon aufgestellt hat?
Möglich ist zum Beispiel, dass er gar nicht so gläubig war, sondern nur erkannt hat, dass die meisten Menschen in erster Linie für sich selbst sorgen. So hat er sich das "Reich Gottes" ausgedacht, damit die Menschen etwas haben, auf das sie hinarbeiten können indem sie "gut" sind.
Wie uns 2000 Jahre Kirchengeschichte gezeigt haben, war das leider ein Reinfall. Nicht alle Menschen haben Schuldgefühle, die sie aus Egoismus verhindern wollen, wohl gibt es aber egoistosche Interessen, die durchgesetzt werden, ohne irgendwelchen dritten Personen zu helfen. Das ist der kleine Haken an der Theorie, der ich allerdings im Großen und ganzen zustimme.

D.A. hat gesagt…

Zu aller erst muss ich die Unterstellung ein "fundermentaler Christ" zu sein zurückweisen. Denn weder vertrete ich radikale Ansichten, noch zwinge ich jemanden etwas zu glauben...
Das Jesus diese Theorie aufgestellt haben soll, ist ja nicht abwegig. Er merkte ja auch wie die Menschen ticken. Doch dass daraus reultiert, dass er das Reich Gottes erfunden hat, damit die Menschen ihren Egoismus ablegen, glaube ich nicht. Denn um in das Reich Gottes zu kommen oder "heil" zu werden, kommt es nicht auf die Werke der Menschen an, also ob sie positiv oder negativ egoistisch waren, sondern ob sie ihr Leben Jesus anvertraut haben.
Deine letzte Ausführung lass ich unmommentiert stehen.

Atheist hat gesagt…

Ich habe ja nicht behauptet, dass du ein fundamentaler Christ bist, sondern den Eindruck erwecktest, einer zu sein.
Um auf das Thema zurückzukommen: Jesus mag zwar erzählt haben, dass es auf den Glauben ankommt, aber zu diesem Glauben gehört eben die Nächstenliebe.
Der vermutlich angestrebte Gedankengang könnte folgender gewesen sein: "Ich will ins Reich Gottes ->ich trete dem Glauben bei ->zu diesem Glauben gehört Nächstenliebe ->ich liebe meinen Nächsten, um ins Reich Gottes zu kommen."
Ich meinte also nicht, wie du geschrieben hast, dass "er das Reich Gottes erfunden hat, damit die Menschen ihren Egoismus ablegen", sondern dass er es erfunden hat, um ihren Egoismus positiv einzusetzen.

D.A. hat gesagt…

Es ist eine gewaltige und erstaunliche Aussage des Neuen Testamentes: Zum Glauben, durch welchen du gerettet wirst, gehört nicht das Handeln. Das heißt, dass selbst die Nächstenliebe primer nicht zum Glauben dazu gehört. Glauben bedeutet eher, dass man Jesus und damit Gott vertraut, dass man mit ihm "lebt" und dass man die Sündenvergebung(das Opfer am Kreuz für die Menschen) annimmt.